SKS-Marathon „Rund um den Zierenberg“: Der „Minutenkampf“

Das richtige Rennfeeling steht und fällt bei mir im Grunde mit der Vorbelastung – dem letzten Training am Vortag des Rennens. Entgegen aller Traditionen absolvierte ich die Vorbelastung vor dem Race in Zierenberg auf dem Mountainbike und nicht auf dem Rennrad. Denn da ich den Marathon in Zierenberg ohnehin aus dem Training heraus fahren wollte, war geplant, noch ein paar neue Trails zu entdecken. Doch diesen Plan verhinderte ein milchiges Unglück: Beim ersten Antritt zum zweiten Intervall spürte ich etwas Nasses auf der Haut. Regen? Nein  - Milch, die in hohem Bogen aus meinem Hinterreifen schoss. Das sonst so verlässliche Tubeless-System macht sich bei mir so langsam immer unbeliebter. Das Loch schloss sich leider nicht von selbst, so dass das Training vorzeitig beendet werden musste. Wie soll also nun mit so einer schlechten Vorbelastung das morgige Rennen gut verlaufen?
 
Raceday: Obwohl Zierenberg geographisch per Luftlinie nicht allzu weit von meinem Heimatort entfernt liegt, häuften sich bedingt durch die vielen kurvigen Landstraßen und Umleitungen sowohl die Fahrtzeit als auch die gefahrenen Kilometer. Da wir allerdings einen großzügigen Zeitpuffer eingeplant hatten, waren wir rechtzeitig am Ort des Geschehens.
Beim Warmfahren stellte sich trotz der nicht gelungenen Vortags-Vorbelastung ein gutes Rennfeeling ein. Die Beine waren gut und die in der letzten Woche noch einmal aerodynamisch optimierte Rennkleidung saß perfekt.
Das Starterfeld war groß, der Startbereich eng. Ich kam nach dem Startschuss irgendwie nicht so problemlos in meine Klickpedale und wäre fast von hinten abgeräumt worden. Nach diesem kleinen Patzer versuchte ich mich hinter dem führenden Feld zu halten und nach vorne abzusetzen. Am ersten Berg behauptete ich noch die Führung im Damenfeld, spürte die Konkurrenz aber dicht – oder eher sehr dicht – hinter mir. In der ersten Abfahrt wurde ich dann von einer Konkurrentin überholt, ich hielt mich aber dahinter. Es folgte eine lange, flache, geschotterte Drückerpassage. Eigentlich nicht so mein Ding. Kurze Überlegung: Im Windschatten bleiben oder versuchen mich nach vorne abzusetzen? Ich entschied mich für letzteres, was aber vielleicht nicht die beste Lösung war. Denn am nächsten Berg hatte ich nach dieser Attacke so viel Laktat in den Beinen, dass ich das Tempo nicht halten konnte. Die andere Dame fuhr wieder ran. Und überholte. Am steilen Anstieg trennte uns dann eine langsamere Gruppe. Durch die Enge des Trails schaffte ich keinen Überholvorgang mehr, was einiges an Zeit kostete.
Ich verschärfte daraufhin das Tempo noch einmal – obwohl ich eigentlich schon am Limit war – um wieder aufzuholen. In der Feedzone bekam ich die Rückmeldung, dass ich rund eine Minute Rückstand habe. Klingt erst einmal wenig, doch eine Minute kann ganz schön viel sein. Durch mein Tempo kam ich kaum zum Trinken und warf auch mein ausgearbeitetes Verpflegungskonzept über Bord. Bäume, Trails, Schotterpisten – alles rauschte nur so an mir vorbei. Doch leider war ich am Ende nicht schnell genug. Im Ziel verzeichnete die Uhr 1 Minute und 20 Sekunden Rückstand auf die Siegerin. So konnte ich mich dann über einen zweiten Platz in meiner Altersklasse und den 2. Platz Gesamt freuen.
 
 
 
 
 
 
Noch viel mehr freute ich mich allerdings mit meinem Lieblingsmenschen, der sich den Gesamtsieg sicherte.
 
 
 
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mit mehr Taktik fahren sollen. Keine frühe Attacke, sondern stattdessen lieber den Windschatten nutzen. Aber man lernt ja aus jedem Rennen und hinterher ist man immer schlauer! Zierenberg ist seit Jahren ein festes Event in meinem Rennkalender und ich freue mich in jedem Jahr wieder auf das Rennen. In diesem Jahr wurde die Strecke komplett geändert, was das Rennen in meinen Augen noch attraktiver macht- mehr Trails und eine gleichmäßigere Verteilung der Anstiege und Abfahrten. Fazit: Super Veranstaltung, tolle Organisation und leckerer Kuchen.
 
Das nächste Wochenende wird noch einmal rennfrei sein, bevor es dann in den rennintensiven September geht. Dass die Saison schon wieder in den letzten Zügen ist, will ich noch gar nicht so wirklich glauben.
 
In diesem Sinne:
Keep on riding,
Vanessa
 
 
Zitate des Tages:
„Da schießt einem direkt das Laktat in die Knochen.“
„Man bedenke die Routenwahl.“
„Bin heute nicht gefahren, weil ich wollte euch auch eine Chance lassen.“
„Mit Einteiler und Aero-Helm wäre es der Sieg gewesen.“
„Die Straßen hier sind so schlecht, da sind ja bei uns die Radwege besser.“

  
 

 

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