3-Stunden-Rennen Biebergemünd-Roßbach: Das TEAM zählt!

Der Sommer will sich in diesem Jahr einfach nicht so richtig durchsetzen. Deswegen lautete das Motto der letzten zwei Wochen Trainingswochen: Regenpausen nutzen, irgendwie zwischen zwei Schauern die Einheiten absolvieren oder alternativ einfach kurz und hart Intervalle am nahen Hausberg fahren. Und dabei bloß nicht allzu weit von zu Hause entfernen. So fiel bisher auch das selbst gesteckte Juni-Ziel einer 115 km-Tour ins Wasser.

 
 
Am letzten Samstag stand dann nach zwei rennfreien Wochenenden ein besonderes Event an: Das 3-Stunden-Rennen in Biebergemünd-Roßbach. Da ich den großen Vorteil genieße, dass mein Lieblingsmensch genauso (oder eher noch etwas mehr) bike-verrückt ist wie ich, bot es sich an, in einem Zweier-Mixed-Team zu starten.
 
Es trug sich zu, dass im Vorfeld von Freunden, Bekannten, Verwandten und sonstigen Personen eine ambitionierte Erwartungshaltung bezüglich unserer Platzierung aufgebaut wurde und wir so natürlich einen leichten Druck verspürten, diese Erwartungen zu erfüllen. :)
Wenn gleich die Wettervorhersage andere Aussichten bereithielt, war ich auf der Autofahrt zunächst optimistisch gestimmt, dass die bereits den ganzen Tag über anhaltende Trockenheit auch beim Rennen (Start war erst um 18 Uhr) andauern würde. Leider wurde dieser Optimismus kurz vor Frankfurt durch einen plötzlichen Platzregen weggespült. Dieser – von meinem Lieblingsmenschen liebevoll als „kurzer Schauer“ titulierte Dauerstarkregen – endete leider auch nicht, als wir das Örtchen Roßbach im Spessart erreichten. Der Regen war so heftig, dass wir es zunächst nicht wagten bis zur Anmeldung und Abholung der Startunterlagen vorzudringen. Ich nutzte die Wartezeit, um mich darüber auszulassen, dass mein geliebtes Rad nun bereits schon vor dem Start dreckig sei und dabei hatte ich es am Vorabend extra noch mit einem Carbon-Hochglanz-Reiniger verwöhnt. Irgendwann schließlich erbarmte sich der Himmel, den Ausguss seiner Regenmassen zu stoppen und wir konnten das Auto verlassen. Eine orts- und wetterkundige Anwohnerin richtete ihren Blick gen Himmel und versicherte, dass das schlechte Wetter immer von Westen käme. Ich ließ den Blick nach Westen schweifen und was sah ich: Blauer Himmel. Na also, geht doch. Was ich noch sah, waren Unmengen tieffliegender Flugzeuge, die minutenweise den Ort passierten. Einflugschneise Frankfurter Flughafen – die armen Bewohner. Ich war schon nach kurzer Zeit genervt, die Roßbacher müssen diesen Lärm immer ertragen.
 


Bis zum Start hatten wir noch Zeit und konnten uns in aller Ruhe eine Taktik zurechtplanen, die Kohlenhydratspeicher füllen und die Konkurrenz abchecken. Bei der Strecke handelte es sich um eine selektive 5-Kilometer-Runde, die es 3 Stunden lang zu passieren galt. Wie sich die Fahrer dabei abwechselten, war jedem Team selbst überlassen.  

Den Start überließ ich meinem Lieblingsmenschen, damit er sich eine gute Ausgangsposition erarbeiten konnte. Ich begab mich nach dem Warmfahren in die Wechselzone und überlegte, wie der Wechsel am schnellsten vonstattengehen könnte. Denn beim Wechsel mussten die letzten Meter zu Fuß absolviert und der Transponder, der am Fußgelenk getragen wurde, überreicht werden. Beim ersten Wechsel klappte dies noch nicht so zügig. Irgendwie das Klettband vom Transponder lösen, dabei die Räder halten und ab aufs Rad. Ich ging in meine erste Runde. Die ersten paar hundert Meter ging es, eine von vielen Zuschauern gesäumte, Teerstraße hoch, bevor die Strecke dann auf einen Wiesenweg abbog. Ein sich anschließender steiler Anstieg markierte den Übergang in den Wald. Nach einem flowigen Trail ging es über ein schmales Wiesenstück über den Radweg zurück in die Wechselzone. Die Strecke war bereits von den vielen Fahrern und dem Regen der letzten Wochen gezeichnet. Von Runde zu Runde wurden die Schlammpfützen tiefer und größer, die steilen Stücke zu Schiebepassagen und der Trail rutschiger. Das Rad musste nach jeder Runde vom groben Dreck gereinigt werden, da ansonsten kein Schaltvorgang mehr möglich gewesen wäre.



Wir lieferten uns einen Kampf mit dem Mixed-Team von Focus Rapiro Racing, der Vorsprung schwankte immer mal wieder. Nach 1,5 Stunden verhieß der Blick nach Westen am Himmel nichts Gutes: Eine dunkle Regenfront war im Anmarsch. Ich dachte mir „Was passiert eigentlich im Falle eines Gewit…“ Oh noch nicht zu Ende gedacht und schon durchzuckte der erste Blitz den Himmel am Horizont. Leichte Panik vor einem drohenden Rennabbruch, jetzt, wo es gerade so gut läuft und wir über 4 Minuten Vorsprung herausgefahren hatten. Es dauerte noch rund fünfzehn Minuten und einiges an Hoffnung, dass die Front vielleicht doch vorbeizog, bis die ersten Tropfen niederprasselten. Jetzt hieß es also Zähne zusammenbeißen, Fahrtechnik kontrollieren und durchziehen.

Ich persönlich finde den Moment, in dem das Wasser von oben in die Schuhe läuft immer am Schlimmsten, doch dann ist eigentlich auch alles egal. Das Rennen entwickelte sich zum Kampf gegen mich selbst und vor allem gegen die fiese Witterung. Um 20:58 Uhr beendeten wir schließlich unsere 14. Runde und konnten uns mit einer Runde Vorsprung über den Sieg in der Mixed-Klasse freuen. Insgesamt waren wir sogar das zweitschnellste Team mit nur einer Minute Rückstand auf das Zweier-Männer-Team. Und dann gibt es plötzlich nichts Schöneres, als schlammig, dreckig und abgekämpft den Moment des Erfolges zu genießen. Das kurze Leiden ist dann ganz schnell vergessen. Und das Leben beginnt schließlich auch außerhalb der Komfortzone! Teamrennen sind wirklich ein besonders schönes Erlebnis - denn geteilte Freude ist doppelte Freude.
 


In diesem Sinne: Keep on riding,

Vanessa

Zitate des Tages:

„Oh cool, die T-Shirts sind ja Nilpferd-Blau.“
                „Nilpferde sind NICHT blau.“

„Was machen wir bei einem Gewitter?“
               „Als gefahren!“

„Seid ihr auch in echt ein Paar?!?“

„30-er Schnitt wäre gut.“

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    
 

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