Zollstockrennen und Maifeiertag - Bergzeitfahren in Kaufungen
Wieder einmal stand der Maifeiertag vor der Tür und ich
suchte mal wieder krampfhaft eine Ausrede, mich als Antialkoholikerin aus dem
alljährlichen alkohollastigen „Wandern“ raus zu halten. Meine Ausrede erreichte
mich in Form einer Wettkampfausschreibung, dem sogenannten Zollstockrennen.
Dabei handelt es sich um ein Bergzeitfahrrennen im hessischen Kaufungen. In
dieser Disziplin hatte ich bisher noch keine Wettkampferfahrungen gesammelt,
was meinen Ehrgeiz natürlich zusätzlich anstachelte.
Also geht es am Sonntag Vormittag, für einen Wettkampftag
relativ spät, los in den Kaufunger Wald. Völlig überraschend bin ich mal wieder
viel zu früh vor Ort, sodass ich mich beim örtlichen Bäcker zunächst mit
Cappucino und Müslibrötchen eindecken kann. Vorbereitung ist schließlich alles.
Als ich mich angemeldet und meine Startnummer bekommen habe, wird der kleine
Parkplatz nach und nach etwas voller. Aber nicht nur Mountainbikes in jeder
Form werden aus den Kombis geladen, auch EBikes, Crosser und Fahrradanhänger werden
mit Startnummern versehen. Das familiäre Rennen sieht eine differenzierte Wertung
von den verschiedensten Sportgeräten vor, die alle den Berg erklimmen wollen.
Der Wettkampfmodus beim Bergzeitfahren ist etwas anders als bei meinen
bisherigen Marathonwettkämpfen: jeder Fahrer startet einzeln, der nächste
Fahrer eine Minute nach dem vorherigen. Wer am Ende die 6 Kilometer und 300
Höhenmeter am schnellsten bewältigt hat, hat gewonnen.
Die erfahreneren Rennradfahrer, für die Bergzeitfahren eine
alltägliche Sachen ist, haben mir geraten, mich ordentlich warm zu fahren, da
sich die vermeintlich kurze Distanz sonst ordentlich ziehen kann.
Dank der guten Beschilderung, dem guten Wetter und der guten
Motivation stand ich um kurz vor 11 mit 15 Warm-Fahr-Kilometern in den Beinen in
der Reihe der wartenden Starter. Ich bin gerade noch rechtzeitig im
Startbereiche eingetroffen, um eine dickere Jacke in das Begleitfahrzeug zu
werfen und um mit anzusehen, wie ein Kombi-Fahrer einen BMW beim Ausparken am
Berg zermatscht.
Leider sind die beiden Fahrer vor mir wohl beim Warmfahren
verloren gegangen, sodass sich mein Start um 10 Minuten nach hinten verschiebt.
Geduldig warten war noch nie meine Stärke, zudem sinken damit meine Chancen,
meinen Vordermann einzuholen und mich ziehen lassen zu können. Dann wird meine
Startnummer aufgerufen. Noch 20 Sekunden. Noch 10. Und los!
Auf geht’s. Es ist schon extrem komisch, wenn man allein in
ein Rennen startet. Der Forstweg ist erst asphaltiert, dann geschottert und
nicht so steil wie erwartet. Ich komme gut voran und dank meiner vorgewärmten
Beine ist die Steigung gut zu bewältigen. Als ich das erste Schild entdecke,
dass mich darauf hinweist, dass ich bereits 2/3 der Strecke hinter mir habe,
bin ich doch etwas überrascht. Aber nach wie vor habe ich keinen Fahrer in
Sichtweite vor mir, sodass ich mich immer wieder ermahnen muss, nicht allzu
sehr zu bummeln. Aber genau darauf läuft es dann leider doch hinaus, sodass ich
mit einem 160 Puls durch den Zielbogen mit Zeitnahme rolle. Mist, da wären wohl
ein paar Sekunden weniger drin gewesen.
Danach heißt es warten. Und warten. Ein paar bekannte Fahrer
nehmen mich dann mit auf eine kurze Trailrundfahrt, damit wir die 1,5 Stunden
bis zur Siegerehrung überbrücken können. Zurück im Zielbereich ist mittlerweile
ein bunter Haufen Sportler erfolgreich angekommen. Läufer, Fatbike-Fahrer,
Gespann-Fahrer, Cyclocrosser, alle haben es hier hinauf geschafft.
Als dann die Siegerehrung beginnt, bin ich gespannt, wie es
für mich letztendlich gelaufen ist. Ich werde schließlich als 2. In der
Frauengesamtwertung aufgerufen und bekomme einen silbernen Zollstock
überreicht. Leider habe ich den Sieg um nur 20 Sekunden verpasst, was ich wohl
meiner Bummelei zu verdanken habe.
Ein Bergzeitfahren war auf jeden Fall einmal eine
interessante Erfahrung, auch wenn es vermutlich nicht meine Lieblingsdisziplin
wird. Mir fehlt dabei einfach das Wettkampfgefühl, der direkte Vergleich, der
sich im Massenstartrennen eben ergibt. Nur wenn ich gejagt werde und die Konkurrenz
quasi an meinem Hinterrad klebt, gebe ich wirklich alles. Spaß gemacht hat es
auf jeden Fall!
In den nächsten Wochen heißt es für mich: Training,
Training, Training, bevor es dann am 28.05. beim Bikefestival in Willingen um
die begehrten Plätze in der TopTenWertung geht.
Keep on riding,
Evelyn
Schön geschrieben. Schon wieder 1 jahr rum... Dann bis zum 30.4. :)
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